Die Kulturhauptstadt geht auf Tour - mit einem der prägenden Jazzschlagzeuger: Doug Hammond (66), nebenbei auch Sänger, Komponist und Dichter, hat für Linz ’09 ein Tentett zusammengestellt und eine Suite dafür geschrieben. Nach der gestrigen Premiere in Linz spielt Hammond in Tschechen, dann am Mittwoch um 20.30 Uhr im Passauer Café Museum, am Freitag beim Inntöne-Festival in Diersbach. Die PNP sprach mit dem bestens gelaunten Musiker über Träume und Wurzeln.
Mr. Hammond, ist dieses Tentett die Band Ihrer Träume?
Hammond: Ich hoffe, sie gehen in Erfüllung (lacht) - klar ist das eine Traum-Band!
Wie klingt Ihre Komposition?
Hammond: Ich konnte Musik leider nie gut beschreiben . . . Aber es sind viele verschiedene Stücke, zusammengefasst in einer „Acknowledgement-Suite“. Jedes einzelne ist einem Menschen aus den letzten 100 Jahren gewidmet, der mir in meiner Karriere geholfen hat, wie dem Pianisten Kirk Lightsey oder dem Posaunisten Julian Priester - viele Musiker und meine Mutter natürlich.
Ein großes Dankeschön an Ihre musikalischen Vorfahren?
Hammond: Na ja, sie sind noch nicht alle tot (lacht).
Welche Rolle spielt ihre Mutter in diesem Zusammenhang?
Hammond: Die Ballade für sie heißt „Rose Sister“, denn sie hieß Rose, aber jeder nannte sie „Sister“. Ich hab sie selber mit über 30 zum ersten Mal „Mutter“ genannt, und sie mochte es (lacht). Ich hatte in Florida Stipendien für alle Schulen. Aber ich sagte meinen Lehrern, ich will nur Musik, Mathematik und Englisch studieren und sonst nichts. Sie sagten: Das ist unmöglich, aber ich wollte nicht. Und meine Mutter sagte: Ich bin bei dir, was immer du tun willst.
Das ist selten.
Hammond: Oh ja, sehr selten!
Sie haben lange an der Bruckner Universität in Linz gelehrt - wie schätzen Sie die Zukunft des europäischen Jazz ein?
Hammond: Ich sage den Leuten immer, sie sollen in die großen Zentren nach Paris, Amsterdam, New York gehen, damit sie nach der Schule in die richtige Schule kommen. Die Schule kann dich nicht auf ein Leben als Profi vorbereiten. Es gibt hier wundervolle, talentierte Musiker, aber viele haben Angst, ins Leben zu gehen.
Sie sagen, jeder muss die Tradition studieren. Warum solle ich Blues spielen, wenn ich Free-jazzer werden will?
Hammond: Jeder Baum braucht Wurzeln, um Äste zu schlagen. Und mit 21 Jahren zu entscheiden, welcher Ast der richtige ist, das wäre sehr dumm.
Das Gespräch führte Raimund Meisenberger
"This is a dream band" | An Adventure in Sound and Vision