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Doug Hammond genoss im Wiener Jazzland späten Ruhm.

Alles beim alten im ältesten Jazzklub der Stadt. Am Eingang sitzt Frau Helga, die beflissen Kreuzworträtsel löst, nahe der Schank der Maître Axel Melhardt, tief versunken in der Welt kleinformatiger Tageszeitungen. Zwischen diesen Monolithen der zerstreuten Wahrnehmung fanden sich am Montagabend erstaunlich viele junge Menschen, um einem Veteranen der amerikanischen Black-Jazz-Szene, dem Poeten, Schlagzeuger und Komponisten Doug Hammond zu lauschen, der da im Programm als „Rising Star“ angekündigt war.
Ja, auch ein Mittsechziger sollte sich dafür bereithalten, jäh berühmt zu werden! Und fürwahr, der in Linz lebende Texaner steht wieder hoch im Kurs. Vor kurzem wurde sein legendäres Album „Reflections In The Sea Of Nurnen“ wiederveröffentlicht, und eben hat er mit „A Real Deal“ ein erstaunlich frisch tönendes Album auf dem französischen Label „Heavenly Sweetness“ veröffentlicht, für das er einige seiner aktuellen Poeme gemeinsam mit dem Pianisten Kirk Lightsey vertont hat. Der späte Nachfahre der amerikanischen Literaturbewegung „Harlem Renaissance“ lässt halt nicht locker.
Ins Jazzland kam er aber in rein musikalischer Mission mit dem Bassisten Steven Wood und dem groß aufspielenden Trompeter Dwight Adams. Raffiniert groovend hob die schöne Performance mit Kurt Weills „Speak Low“ an, das in bewährtem latinesken Kleid ins Bewusstsein tanzte.

„Ich kann nicht genug widmen“

Hammond, der in seiner langen Karriere auch mit Ornette Coleman, Charles Mingus und Nina Simone gespielt hat, gehört zu jenen Jazzmusikern, die als Solokünstler eng mit afroamerikanischen Independent-Labels wie Strata-East-Records verbunden war. Ja, er probierte es sogar selbst als Entrepreneur. Seinem Label „Idibib“ war am harschen freien Markt leider kein langes Leben beschieden. Um so wichtiger waren die Freundschaften, die er mit Kollegen schloss. Die Rhythmiker Max Roach und Cozy Cole waren seine Mentoren, ihnen eignete er das zartest vorstellbare Schlagzeugsolo zu. Überhaupt widmete er fast jedes Stück jemandem. Mal war es Saxofonist Sonny Fortune, dann wieder eine seiner Töchter: „I can't dedicate enough, but there are too many people in the world“, gab er sich einsichtig.
Im Zentrum seiner Bemühungen lag es diesmal, den Funken der Romantik überspringen zu lassen. Mit dem innigen „Singing Smiles“ etwa oder der immer schon wirkmächtigen Melodie von „Body & Soul“.
Der Abend im Jazzland fand im Rahmen des zehnten Wiener „IG-Jazz“-Festivals statt. Weitere Highlights: 14.11. Vince Herring im Jazzland; 28.11. Victor Bailey im Reigen; 29.11. David Krakauer in der Sargfabrik.

("Die Presse", Wiener Tageszeitung, Print-Ausgabe, 14.11.2007)


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