HomeDiscographyFeatured ArtistDance the Dance

Ihr Hip Hop-Ausflug mit Philly's Finest Capital A ist dabei ebensowenig eine um Street-Credibility bettelnde Flucht aus dem Lounge-Ghetto, wie "Dance The Dance" - mit Jazz-Legende und Charlie Mingus-Weggefährtem Doug Hammond am Mikrofon - eine Anbiederung an ergraute Jazz-Feuilletonisten ist. Jazzanova fühlen beides, sind in beiden Welten zuhause, auf dem Montreaux Jazz Festival ebenso wie im illegalen Keller-Club meines Cousins dritten Grades.
(Die aktenkundliche Tatsache, dass die erste deutsche Hip-Hop-Platte überhaupt (Rock da Most "Use The Posse") 1988 auf das Konto von Jazzanova-Producer Roskow ging und auch Stefan und Axel sich ihre ersten Sporen als Hip Hop-Producer verdienten, ist in diesem Kontext nicht mehr als eine Fussnote, wenn auch eine, für skeptische Hip Hop-Puristen nicht uninteressante.)

"In Between" ist das Resultat einer klassischen, funktionierenden "Family Affair". Das Jazzanova-affilierte Sonar Kollektiv - Berliner Label-Hometurf für Brüder und Schwestern im Geiste - ist - mit Sängerin Clara Hill und Micatone-Bassisten Paul Kleber - ebenso am Start wie entfernte Verwandte aus aller Welt. Ob Philadelphias Soul-Wunder der Stunde Vikter Duplaix, die Spoken-Word-Queen Ursula Rucker und der ehemalige MC900FtJesus-Rapper Hawkeye Phanatic, die Londoner Rob Gallagher und Valerie Etienne, oder David Friedmann, der schon für Tim Buckley die Vibes spielte: In keinem Fall musste mit Scheckbüchern gewunken werden, man hat sich kennen und schätzen gelernt. "Together we will grow, everyday makin' our time for us, to celebrate world family" wie Doug Hammond in "Dance the Dance", dem spirituellen Klappentext von "In Between" sagt: Zusammen scheinen sie unschlagbar zu sein. Dass man die Tracks - und seien sie noch so cutting edge programmiert - allesamt seiner Freundin auf das eine, spezielle, längst wieder überfällige Tape packen möchte, macht die Sache nur unfassbarer. Was da noch kommen soll, mag man sich zur Stunde gar nicht ausmalen, denn, es sei noch einmal erwähnt: Du hältst nicht mehr und nicht weniger als ein Debut in den Händen. Ein Debut right for those days to come.

Cornelius Tittel, New Years Eve 2001


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Jazzzeitung 2002/10
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